Im Interview mit “Der Standard” wurde Österreichs Arbeits- und Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) gefragt, ob es sich beim Jahr 2016 hinsichtlich der Arbeitslosenzahlen denn um ein “verlorenes Jahr” handle. Schließlich habe er Anfang des Jahres das Ziel ausgegeben, die Arbeitslosenzahl während seiner Amtszeit zu senken. Die Arbeitslosenprognose 2017 ließe aber mit steigenden Arbeitslosenzahlen rechnen. Er antwortete darauf:

“Ich unterscheide zwischen Prognosen und der Realität. Als ich als Sozialminister begann, hat man auch eine steigende Arbeitslosigkeit vorausgesagt, doch immerhin blieben wir heuer stabil.”

Um diese Aussage zu überprüfen muss erst geklärt werden, was man unter stabilen Arbeitslosenzahlen versteht. Sinngemäß ist es hier eindeutig, dass auch bei einer sinkenden Arbeitslosenquote prinzipiell von “Stabilität” gesprochen werden kann. Zur Überprüfung der Aussage wurden hier sowohl die absoluten Zahlen laut AMS Österreich, als auch die Arbeitslosenquote (nach EUROSTAT-Berechnung und laut AMS) verwendet.

 

 

In absoluten Zahlen zeigt sich also, dass von 2015 auf 2017 die Menge der Arbeitslosen um 2.981 Personen gestiegen ist. Das entspricht einem Anstieg von 0,8%. Wichtig ist hier aber der Hinweis darauf, dass es sich um absolute Zahlen und nicht um die Arbeitslosenquote (ALQ) handelt. Die kann auf zwei verschiedene Weisen berechnet werden, die zu jeweils leicht unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Für die Berechnung der ALQ nach der “österreichischen Methode” müssen nämlich die tatsächlich als arbeitslos gemeldeten Personen in Relation zum Arbeitskräftepotential, also der Summe aus arbeitslosen und unselbständig beschäftigten Personen, gesetzt werden.

Das statistische Zentralamt der europäischen Union (EUROSTAT) hingegen verwendet eine etwas andere Berechnungsmethode, die international verwendet wird und deswegen vergleichbarer mit den Daten anderer Länder ist. Die Berechnung beruht allerdings hier auf den Umfrageergebnissen eines Zensus und fällt tendenziell geringer aus als die mit den Daten des AMS berechnete ALQ. Personen die in den letzten Vier Wochen vor der Umfrage nicht aktiv nach Arbeit gesucht haben fließen beispielsweise nicht in die Quote ein. Über die letzten drei Jahre kamen AMS und EUROSTAT zu folgenden Ergebnissen:

Die Arbeitslosenquote veränderte sich im Vergleich zu 2015 also je nach Berechnungsmethode um entweder 0,00 (österreichische Methode) oder 0,2 Prozent (nach EUROSTAT) – insgesamt ist es bei keiner der Berechnungen zu keinem dramatischen Anstieg gekommen. Die Zahl der Arbeitslosen in Österreich blieb 2016 tatsächlich stabil.

Die Aussage des Ministers ist damit als eindeutig richtig einzustufen.

Fotocredit Alois Stöger (Kleines Bild): SPÖ Presse und Kommunikation