Bundeskanzler Christian Kern bekundete im ORF-Bürgerforum, dass er syrische Flüchtlinge vermehrt vor Ort, also in den Flüchtlingslagern der Nachbarländer, unterstützen will. Laut ihm seien die Kosten in Jordanien zwanzigmal geringer als hierzulande.

Über die Kosten, die Flüchtlinge in Österreich verursachen, wurde in den vergangen Monaten viel diskutiert. Vor allem eine Studie des Fiskalrats, welche die Kosten mit 277.000 Euro beziffert, wurde von Norbert Hofer mehrmals zitiert. Bei der Zahl handelt es sich jedoch um die Bilanz für 45 Jahre inklusive Zinsen. Wie sieht es aber mit den jährlichen Kosten aus?

Die Studie berechnet nicht nur die Kosten, sondern den sogenannten Nettofiskalbetrag, also die Summe aus Aufwendungen für Flüchtlinge (Unterbringung, Mindestsicherung, Gesundsheitskosten, etc.) minus Einnahmen (i. d. R. Steuern). Dieser beträgt 16.471 Euro – so viel kostete dem Staat in den Jahren 2009 bis 2014 durchschnittlich ein Flüchtling. Im Budget für 2015 und 2016 wurde 10.724 Euro einberechnet.

Wie viel gibt nun Jordanien für Flüchtlinge aus? Laut einem Bericht der Weltbank 2,5 Milliarden US-Dollar für 630.000 Flüchtlinge – nur aus Syrien, wohlgemerkt. Das entspricht 2.200 Jordanische Dinar oder knappe 3.000 Euro pro Jahr.

Das ist zwar um einiges günstiger als in Österreich, aber bei weitem nicht um den Faktor 20. Je nach Rechenart kommt die Versorgung hierzulande drei- bis fünfmal teurer als in Jordanien.

Die Aussage ist daher falsch.

Fotocredit Christian Kern (Kleines Bild): BKA / Andy Wenzel