FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache präsentierte am vergangenen Donnerstag die erste Plakatwelle für die Nationalratswahl und nutzte die Gelegenheit, seine Zeit als Obmann revue passieren zu lassen. Dabei fiel folgendes Zitat:

“Jetzt hab ich schon, glaub, über zehn Parteichefs, ingesamt, anderer Parteien überlebt.”

Strache ist tatsächlich der längstdienende Chef aller Parlamentsparteien, seit der Abspaltung des BZÖ im Jahr 2005 ist er Bundesparteiobmann der Freiheitlichen. Doch wie sieht es bei den anderen Parteien aus? Wir haben nachgezählt.

Am häufigsten wechselte seit 2005 die ÖVP ihren Vorsitzenden: Nachdem Wolfgang Schüssel nach zwölf Jahren den Parteivorsitz zurücklegte, übernahm Wilhelm Molterer 2006 das Amt, nach nur 587 Tagen übergab er den Vorsitz an Josef Pröll. 2011 folgte Michael Spindelegger, der wiederum 2014 sein Amt niederlegte und von Reinhold Mitterlehner abgelöst wurde. Und der ist bekanntlich vor kurzem durch Sebastian Kurz ersetzt worden. Das ergibt 5 Abgänge, die Strache bei der ÖVP miterlebte.

Die Vorsitzenden der SPÖ haben eine längere Halbwertszeit. Mit dem Zerbrechen der Koalition verabschiedete sich Alfred Gusenbauer 2008 aus der Politik. Darauf folgten 8 Jahre Faymann, bis Christian Kern letztes Jahr das Ruder übernahm. Macht +2 Obmänner für Straches Rechnung.

Auch die Grünen behalten ihre Parteichefs gerne länger: Nachdem die Grünen bei der Nationalratswahl 2008 leichte Verluste einfuhren, dankte Van der Bellen nach 11 Jahren an der Grünen Spitze ab. Neue Bundessprecherin wurde Eva Glawischnig – und blieb es bis vergangenen Donnerstag. Daher 2 grüne Abschiede, die Strache als Obmann erlebte.

Die einzige Konstante neben Strache ist Matthias Strolz – seit der Gründung der neos im Oktober 2012 führt er die Partei an.

Das BZÖ startete 2005 mit Ex-FPÖ-Obmann Jörg Haider als Bündnisobmann. Haider wollte sich aber auf die Kärnter Landespolitik konzentrieren und übergab den Vorsitz 2006 an Peter Westenthaler. Nach einigen Niederlagen bei Landtagswahlen übernahm doch wieder Haider selbst. Nach seinem Tod im Oktober 2008 wurde Stefan Petzner Obmann des Bündnis, trat allerdings ein Monat später zurück. Herbert Scheibner wurde vorläufiger Chef des BZÖ. Von April 2009 bis zum Auszug der Partei aus dem Nationalrat war schließlich Josef Bucher Vorsitzender. Danach driftete das BZÖ in die Bedeutungslosigkeit ab, daher berücksichtigen wir in der Rechnung nur die 5 hier aufgezählten Parteichefs.

Beim Team Stronach ist die Situation etwas unklar. Obwohl sich Frank Stronach 2013, über das Wahlergebnis enttäuscht, aus der Politik zurückzog, bleibt er weiterhin Parteichef.

Das ergibt 14 Parteichefs, die während Straches Vorsitz bei anderen Parteien abdankten.

Damit ist seine Aussage richtig.

Fotocredit Heinz-Christian Strache (Kleines Bild): Parlamentsdirektion / Photo Simonis