Am 1. November 2019 ist das generelle Rauchverbot für Gastronomiebetriebe in Kraft getreten. Als Raucherlokal geführte Ein-Raum-Lokale sowie Betriebe mit räumlich abgetrenntem Raucherbereich dürfen nicht mehr betrieben werden. Der geschäftsführende Landespartei- und Klubobmann der FPÖ im niederösterreichischen Landtag, Udo Landbauer, kritisierte bereits im Juni 2019, dass die Gastronomie schon jetzt mit genügend Auflagen und bürokratischen Hürden schikaniert werde. Das Rauchverbot sei ein „Todesstoß für die Gastronomie“, betonte er gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) am 6. Juni 2019. Knapp vor Inkrafttreten der Regelung hat die FPÖ auf ihrer Facebook Seite erneut vor dem umfassenden generellen Rauchverbot gewarnt. In einem Posting vom 29. Oktober 2019 wird prognostiziert, dass damit „die österreichische Wirtshaus- und Beislkultur zu Grabe getragen“ werde.

Die volkswirtschaftlichen Effekte des Rauchens wurden vom Institut für Höhere Studien (IHS) näher untersucht. In der Studie vom August 2018, die im Auftrag der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) durchgeführt wurde, beschäftigte man sich unter anderem mit internationaler empirischer Literatur zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Rauchverboten in der Gastronomie. Aus dem Projektbericht geht hervor, dass der überwiegende Teil der internationalen Evidenz darauf hindeute, dass „Rauchverbote keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen für die Gastronomie nach sich ziehen“. Mitunter konnten sogar positive Effekte festgestellt werden. Nur in einigen Fällen bildeten Pubs oder Bars Ausnahmen, so die Studie. Begründend wird hierzu angeführt, dass derartige Betriebe ihren Umsatz zu einem großen Teil aus dem Verkauf von Alkohol erzielen, welcher häufig gemeinsam mit Tabak konsumiert werde. Überwiegend gab es in der Gastronomie allerdings „keine nennenswerten Einbußen bei Umsätzen oder Beschäftigung“. Dies werde darauf zurückgeführt, dass sich das Konsumverhalten nach Inkrafttreten des Rauchverbots in der Gastronomie entweder generell kaum geändert habe, oder dass der Konsum von NichtraucherInnen gestiegen sei und diese so Einbußen im Umsatz durch ausbleibende RaucherInnen kompensieren.

Auch das US-amerikanische National Cancer Institute (NCI) hat sich, zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit den ökonomischen Auswirkungen von Rauchverboten auseinandergesetzt. Im Dezember 2016 wurde eine umfassende Überprüfung der Wirtschaftsliteratur zur Tabakkontrolle durchgeführt. Die Analyse zeigt eindeutig, dass Rauchverbote keine negativen wirtschaftlichen Effekte für Unternehmen, einschließlich Restaurants und Bars, mit sich bringen. Tatsächlich haben Rauchverbote oft positive wirtschaftliche Auswirkungen auf Betriebe, heißt es in der Analyse.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die Community Preventive Services Task Force (CPSTF), eine unabhängige ExpertInnenengruppe, die von der Leitung der amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und –prävention (CDC) ernannt wurde. Die Task Force der CDC analysierte zwei Reviews von über 170 Studien aus den Jahren 1988 bis 2012. Daraus konnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass Rauchverbote keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von Restaurants, Bars oder touristisch ausgerichteten Einrichtungen haben. Laut CPSTF belegen einige Studien vielmehr sogar geringe positive Effekte, die auf Rauchverbote zurückzuführen sind.

Wie sich das Rauchverbot konkret auf die österreichischen Gastronomiebetriebe auswirken wird, kann derzeit noch nicht beurteilt werden. Fest steht jedoch, dass ein umfassendes generelles Rauchverbot nicht von vornherein einen „Todesstoß für die Gastronomie“ bedeutet. Vielmehr deuten laut dem Projektbericht des IHS Ergebnisse von 34 wissenschaftlichen Studien mehrheitlich darauf hin, dass die seit den 1990er Jahren in verschiedenen Ländern weltweit eingeführten Rauchverbote für Gastronomiebetriebe keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen darstellen. Auch die Studien des NCI sowie der Task Force der CDC kommen zu diesem Ergebnis.

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