Über die Schule wird ja gern geredet und viel gejammert. Jeder war schließlich selbst einmal dort und ist somit natürlich BildungsexpertIn. Die Bildungsreform hat das nicht viel besser gemacht, Veränderungen sind noch immer gewünscht. Wenn die Schule nur endlich etwas mehr so und etwas weniger so wäre, dann wären alle PISA-Desaster bestimmt bald beseitigt.

Und dann gibt’s da noch ein Problem: Die Lehrerinnen und Lehrer. Zumindest so klingt, was NEOS-Vorsitzender Matthias am Samstag im Interview mit dem “Standard” sagte:

„Es [die Bildungsreform, Anm.] ist aus Sicht der Eltern und Kinder ein Totalversagen. Es fehlen alle wichtigen Punkte, wie die personelle und finanzielle Autonomie und Gleichstellung der freien Schulen. Fünf Prozent der Lehrer, also etwa 6000 Lehrkräfte, sind falsch in dem Beruf. Aber es ist nicht möglich, sie aus dem Beruf zu verabschieden. Diese Versteinerung gibt es in keiner anderen Branche. Es fehlt ein Sozialindex für die Finanzierung von Schulen, der so wichtig wäre, um die Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.“

Doch worauf stützt sich die Aussage?

Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium gibt es außer an berufsbildenden Schulen nur sehr wenige und wenn, müssen sie weichen, sobald einE KollegIn mit entsprechendem Studium nachrückt. Oder bezieht sich Strolz etwa auf Beschwerden beim Landesschulrat über LehrerInnen?

Nein, Strolz meint etwas ganz anderes. Das sei seine persönliche Einschätzung, heißt es vonseiten der NEOS. Ein gewisser Anteil an Menschen sei in jedem Beruf fehl, meint die Pressestelle und Bildungsreferent Johannes Sokopp ergänzt, dass Matthias Strolz seit 25 Jahren in der Bildungspolitik aktiv sei. Er war Schülersprecher, ÖH-Vorsitzender in Innsbruck, Bildungssprecher und ist nicht zuletzt Vater.

Momentan unterrichten im Schuljahr 2015/16 ohne Karenzierte 119.884 LehrerInnen, fünf Prozent davon sind 5.994 LehrerInnen. Das deckt sich mit den 6.000 von Strolz erwähnten LehrerInnen.

Die meisten LehrerInnen unterrichten an allgemeinbildenden Pflichtschulen. 71 Prozent davon sind Frauen und bei den BundeslehrerInnen (zuständig für allgemeinbildende höhere Schulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Neue Mittelschulen, sowie pädagogische Hochschulen) beträgt das Durchschnittsalter 47,3 Jahre. Etwa ein Viertel ist verbeamtet.

Das alles mag die Schätzung plausibel machen – beweisbar ist sie allerdings nicht. Im Unterschied zu Universitäten gibt es an Schulen nämlich keine Evaluierungen des Unterrichts. Für Strolz’ Aussage, die zwar klingt als könnte sie durchaus richtig sein, gibt es keine Beweise. Damit bekommt er ein knappes “falsch”.

Fotocredit Matthias Strolz (Kleines Bild): NEOS Das Neue Österreich | CC-BY-SA 2.0