Im Mittelalter war die Fähigkeit zu lesen hierzulande eher die Ausnahme als die Regel. Heute sollte es umgekehrt sein, jedes Kind lernt in der Schule lesen, schreiben und rechnen. Jedes Kind? Alle drei Jahre führt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die berühmte Pisa-Studie in ihren Mitgliedsländern (und zunehmend auch weiteren Staaten) durch. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse wird in Österreichs Medien meist eine schamerfüllte Debatte geführt, dass doch endlich mehr Geld in Bildung investiert werden müsse.

Aber wie sieht die Lage momentan eigentlich genau aus? NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz behauptete jüngst, dass 23 Prozent der 15-Jährigen nicht ordentlich lesen könnten.

Ein Blick auf die Studien

Die letzte PISA-Studie fand im Herbst 2015 statt. 7007 SchülerInnen aus 269 Schulen aller Schulformen wurden getestet. Bei der Lesekompetenz erreichten die österreichischen ProbandInnen dabei 485 Punkte und lagen damit deutlich unter dem OECD-Schnitt von 493 Punkten. Von den 35 OECD-Ländern liegt Österreich damit auf dem statistisch geteilten Platz 23 bis 28.

Sieben Prozent der Jugendlichen können außerordentlich gut lesen. Damit unterscheidet sich Österreich nicht wirklich vom Durchschnitt mit acht Prozent der anderen 71 Länder (35 OECD-Mitgliedsstaaten inkl. Österreich, 37 OECD-Partnerstaaten), die teilgenommen haben. Die österreichischen Mädchen liegen beim Lesen übrigens 20 Punkte vor ihren Klassenkameraden, im OECD-Schnitt sogar bei 27 Punkten zugunsten der Mädchen.

Und dann gibt es da noch die RisikoschülerInnen. 23 Prozent der österreichischen Jugendlichen haben extreme Schwierigkeiten beim Lesen. Sie können am Ende ihrer Pflichtschulzeit Texte nicht sinnerfassend verstehen. Im OECD-Schnitt sind es 20 Prozent. Österreich sticht dabei als Land heraus, in dem sozioökonomische Faktoren besonders zum Tragen kommen. Jugendliche, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben, liegen in allen drei Kompetenzbereichen (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaft) um 100 Punkte vor ihren AltersgenossInnen. Das ist ein Unterscheid von mehr als zwei Lernjahren.

Damit hat Matthias Strolz recht. Fast ein Viertel der österreichischen 15-Jährigen kann tatsächlich nicht ordentlich lesen.

 

Fotocredit Matthias Strolz (Kleines Bild): NEOS Das Neue Österreich | CC-BY-SA 2.0