Der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner ist für seine Ansichten zum Klimawandel bekannt. Am Montag war er in der ATV-Sendung Klartext zu Gast. Ins Fernsehen schaffte es der Teil über den Klimawandel zwar nicht, Martin Thür hat die Passage aber auf Twitter geteilt.

Darauf angesprochen, ob er an einen von Menschen ausgelösten Klimawandel glaube, antwortete Haimbuchner:

Haimbuchner: Es gibt einen Klimawandel, das ist ja überhaupt …

Thür: Und der Mensch ist dran schuld?

Haimbuchner: … keine Frage. Man weiß nicht, inwieweit der Mensch daran schuld ist.

Thür: Eigentlich schon.

Haimbuchner: Nein, das weiß man nicht, Herr Thür. Lesen Sie mal nach bei Professor Lüdecke …

Thür: Doch, doch!

Haimbuchner: …das ist einer der bekanntesten Physiker in Deutschland und übrigens: Sie wissen, wann es in Österreich in den letzten Jahrhunderten am wärmsten war. Das war zu einer Zeit im Mittelalter, das war das sogenannte Klimaoptimum, so hat man das damals bezeichnet. Also welchen Beitrag hat damals der Mensch geleistet? Das weiß man eben nicht genau. Den Klimawandel gibt es, das wird auch nicht bestritten, das wird von mir nicht bestritten, nur der genaue Anteil, den der Mensch am Klimawandel hat, der wird bestritten.

97 Prozent aller Klimaforscher sind davon überzeugt, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt. Zu diesem Schluss kommt eine Metastudie aus dem Jahr 2016, die beinahe 12.000 wissenschaftliche Artikel zu dem Thema analysierte. Martin Thür hat Recht, wenn er sagt, dass in der wissenschaftlichen Community Einigkeit herrscht.

Trotzdem vertraut Manfred Haimbuchner lieber Horst-Joachim Lüdecke – einer Gallionsfigur der Klimaskeptiker im deutschsprachigen Raum. Lüdecke, der eigentlich kein Klimaforscher, sondern emeritierter Professor für Physik und Informatik ist, gehört dem Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE) an, einem klimawandelkritischen Verein, der sich mit dem europäischen Ableger des “Committee for a Constructive Tomorrow” (CFACT) eine Postfachadresse in Jena teilt. CFACT ist ein großer Player in der organisierten Klimaskeptikerbewegung. Finanziert wird er unter anderem aus Spenden von ExxonMobil, dem zweitgrößten Mineralölkonzern weltweit.

Lüdecke ist nicht alleine: Circa 3 Prozent der Klimaforscher glauben nicht an einen von der Menschheit verursachten Klimawandel. Soziologen haben aber herausgefunden, dass 87 Prozent aller Bücher, die den Klimawandel leugnen, mit rechten Denkfabriken in Verbindung  stehen, die vor allem in den USA mit Millionenbeträgen von der fossilen Industrie unterstützt werden.

Die Sache mit dem Styropor

Konkret findet Haimbuchner viele Klimaschutzmaßnahmen in Österreich „absurd.“ Als Beispiel nennt er die Pflicht zur Wärmedämmung:

„Dass man auf der einen Seite sagt, man soll die fossilen Energieträger einsparen und dann hat man Klimaschutzvorschriften geschaffen, wo man dann das Styropor, Polystrol, auf die Wände klebt und am Ende des Tages wissen … Also erstens mal befindet sich Erdöl darin und zweitens werden wir gar nicht wissen, wie man das in Zukunft mal alles entsorgt. Da werden sich nachfolgende Generationen dann einmal freuen, unter Anführungszeichen.“

Ja, es gab vor einigen Jahren Probleme mit alten Styropor-Dämmplatten. Das lag aber nicht am Material selbst, sondern am Flammschutzmittel  Hexabromcyclododecan (HBCD), das dem Styropor beigemischt wurde und beim Verbrennen giftig ist. In Deutschland gilt es als Sondermüll, was die Entsorgung schwierig macht.

Jedoch: HBCD wurde vor einigen Jahren durch unbedenkliche Stoffe ersetzt und auch wenn es Restbestände gibt, ist das Problem bei Neubauten passé. Styropor selbst ist hingegen nicht umweltschädlich. Zwar ist zur Produktion Erdöl notwendig, das Styropor besteht aber zu 98 Prozent aus Luft und kann ohne weiters verbrannt werden. Zudem wird bei richtiger Dämmung so viel Heizmittel (und damit Treibhausgase) eingespart, dass die Ressourcen, die für die Produktion verwendet wurden, vernachlässigt werden können.

Fazit

Manfred Haimbuchner gibt zwar zu, dass es globale Erwärmung gibt. Welchen Anteil die Menschheit daran hat, sei laut ihm aber “unklar.”

Fakt ist: Tausende wissenschaftliche Studien sehen den Klimawandel als menschengemachtes Phänomen an. Diesen steht eine kleine Zahl von Arbeiten gegenüber, welche zum Großteil in Verbindung mit Lobbygruppen der fossilen Industrie stehen. Der wissenschaftliche Konsens ist eindeutig: Wir blasen Treibhausgase in die Luft, deshalb wird es wärmer. Haimbuchers Aussage ist daher falsch.

EDIT 15.04.2017 18:03: Ein Twitter-Nutzer machte uns darauf aufmerksam, dass Haimbuchner an keiner Stelle den Klimawandel leugne. Der genaue prozentuale Anteil des Menschen am Klimawandel ist tatsächlich nicht bekannt – und wird es womöglich auch nie sein, da es sich um ein komplexes System handelt. Der IPCC, (Weltklimarat) der eher vorsichtig formuliert, geht aber in seinem fünften Sachstandbericht mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mensch der Hauptgrund für den Klimawandel ist. Von  unklarer Datenlage kann daher keine Rede sein. (Mehr dazu hier.)

Als Martin Thür die “mindestens 1.000 Studien”, erwähnt, antwortet Haimbuchner “Zeigen’s mir’s bitte!”, er stellt sich damit gegen die Korrektur und verlässt sich lieber auf seine – einzelne – Quelle. Haimbuchner leugnet den menschengemachten Klimawandel zwar nicht wörtlich, verlässt sich aber auf zweifelhafte Quellen und nimmt Abstand vom wissenschaftlichen Konsens. Da wir in unseren Faktenchecks immer den Kontext einfließen lassen, halten wir das “Falsch” somit für gerechtfertigt.

Fotocredit Manfred Haimbuchner (Kleines Bild): Gerhard Deimek