Anlässlich des Beginns der Adventsszeit hat Sebastian Kurz diese Aussage auf Twitter gepostet. Dass Christen verfolgt und systematisch diskriminiert werden ist nichts Neues. Schon im antiken Rom wurden Anhänger der damals neuen monotheistischen Religion verfolgt, was quasi auch zum Gründungsmythos der gegenwärtig weltweit größten Glaubensgemeinschaft beiträgt. Aber stimmt diese – auf den ersten Blick enorm hoch angesetzte – Zahl im Jahr 2016?

In vielen Länder dieser Welt ist die  Verfolgung von Christen auch heute noch – oder wieder – gängige Praxis. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2016 hervor, der jährlich vom renommierten Hilfswerk “Open Doors” veröffentlicht wird.

Die Formen der Unterdrückung reichen dabei von Gewalttaten wie Hinrichtungen und Folter über Inhaftierungen bis hin zu Diskriminierung in Bereichen wie Bildung oder am Arbeitsmarkt. Besonders dramatisch ist gegenwärtig die Situation der Christen im Nahen Osten, wo einige der ältesten christlichen Gemeinden überhaupt beheimatet sind.

Genaue Zahlen zu benennen ist allerdings relativ schwierig – schon alleine deswegen, da in Staaten wie Nordkorea die Religion offiziell verboten ist und somit keine Statistiken über deren Anhängerschaft existieren. Gute Daten und Zahlen dazu liefert das UNO-Flüchtlingskommissariat UNHCR und der Menschenrechtsreport der Gesellschaft für bedrohte Völker, eine Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN und mitwirkendem Status im Europarat. Demnach sieht man etwa am Beispiel des Iraks die prekäre Lage der Christen im Nahen Osten. Lebten in den 1980er Jahren noch etwa 1,8 Millionen in dem Zweistromland, hat sich diese Zahl bis heute um mindestens die Hälfte reduziert – die UNHCR spricht von einem Exodus.

Ähnlich bedroht sind Christen im islamisch geprägten Stammesdenken, wie es in Afghanistan und Pakistan praktiziert wird. Zu leiden hätten in diesen Ländern vor allem jene, die vom Islam enttäuscht sind und deshalb zum Christentum übertreten.

Nach der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte bekannten sich im Jahr 2006 sogar 75 bis 80 Prozent der Menschen, die derzeit wegen ihres Glaubens verfolgt werden, zum Christentum.

Obwohl es schwierig ist konkrete Zahlen zu nennen, steht es für das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) und andere Organisationen, auch etwa dem deutschen Parlament, außer Frage, dass weltweit deutlich über 100 Millionen Christen verfolgt, bedroht oder diskriminiert werden. Die Aussage von Sebastian Kurz ist richtig.

Fotocredit Sebastian Kurz (Kleines Bild): Ailura (Wikimedia Commons) | CC-BY-SA 3.0