Eigentlich ging es ja gerade um das US-Wahlergebnis, als diese Aussage fiel. ATV-Moderator Martin Thür wollte von Norbert Hofer wissen, warum er den designierten Präsidenten Donald Trump im Sommer mit einem “Nicht genügend” beurteilt hat, während er sich jetzt viel vorsichtiger ausdrückt. Ein Wahlergebnis müsse laut ihm einfach akzeptiert werden. Hofer geht daraufhin auf die von Van der Bellen erwähnten “allein gelassenen” Menschen in den Vereinigten Staaten ein:

Aber es gibt auch in Österreich, weil Sie das gefragt haben, Menschen, die alleine gelassen sind. Natürlich. Ein Drittel der Landwirte kann nicht mehr positiv bilanzieren. Und darum kümmert sich kaum jemand.

Tatsächlich ging es den Bauern schon einmal besser. Seit dem Wegfall der Milchquote im April 2015 dürfen Landwirte soviel Milch produzieren wie sie wollen. Das nützt vor allem Großbetrieben, welche den Markt mit Milch überschwemmen – der Preis fällt. Der russische Markt bleibt wegen den Wirtschaftssanktionen gegen die EU weiterhin verschlossen und in China, einst große Hoffnung für österreichische Landwirtschaft, schwächelt die Wirtschaft.

Das schlägt sich natürlich auf das Einkommen der Bauern nieder. Laut dem “Grünen Bericht”, einer jährlichen Analyse der österreichischen Landwirtschaft, können 24,9 Prozent der Betriebe keinen Gewinn erwirtschaften. Am höchsten ist der Anteil bei Forstbetrieben (26,5 Prozent), am niedrigsten (17,1 Prozent) bei “Veredlungsbetrieben”, sprich: Nutztierhaltern.

Nun beziehen sich die Daten nicht auf alle Bauern, sondern aus einer repräsentativen, stichprobenartigen Erhebung von 2.166 Betrieben, die das Landwirtschaftsministerium in ihre Bücher schauen lassen. Das sind leider die einzigen Daten, die zur Einkommenssituation der Bauern verfügbar sind – auch die Statistik Austria gibt zu, dass es keine Vollerhebung gibt. Das liegt auch daran, dass viele Bauern gar nicht Bilanz führen, sondern von Sonderregelung wie der Pauschalierung gebrauch machen. Die FPÖ war für eine Stellungnahme übrigens nicht erreichbar.

Norbert Hofer wollte veranschaulichen, dass es vielen Bauern wirtschaftlich schlecht geht – das stimmt. Mit der Zahl hat er jedoch übertrieben. Nicht ein Drittel, sondern “nur” ein Viertel der Landwirte schreiben rote Zahlen.

Die Aussage ist daher halbrichtig.

EDIT 18.12.2016: Anmerkungen zur Pauschalierung hinzugefügt. Danke an Anna für diesen Hinweis. 

Fotocredit Norbert Hofer (Kleines Bild): Parlamentsdirektion / Photo Simonis